Hanf ist nicht nur ein vielseitiges Naturprodukt, sondern auch eine Pflanze, die besondere Aufmerksamkeit und Pflege benötigt, um ihr volles Potenzial zu entfalten. Doch was passiert, wenn der grüne Daumen über das Ziel hinausschießt? Wenn deine Pflanzen plötzlich mehr mit braunen Flecken und vergilbten Blättern kämpfen als mit dem Sonnenlicht? In diesem Beitrag zeigen wir dir, wie du die Anzeichen einer Überdüngung erkennst und deine Hanfpflanzen wieder auf den richtigen Wachstumskurs bringst.
Was ist eine Überdüngung und wie erkenne ich sie?
Überdüngung, auch als Nährstoffbrand bekannt, beschreibt den Zustand, wenn deine Hanfpflanze zu viele Nährstoffe in Form von Düngemitteln erhält. Obwohl Cannabis einen hohen Nährstoffbedarf hat, kann zu viel Dünger schädlich sein und die Pflanze daran hindern, Wasser aufzunehmen und andere wichtige Funktionen auszuführen. Eine Überdüngung zu erkennen, ist manchmal gar nicht so einfach, aber es gibt einige Anzeichen, die auf eine Überdüngung hindeuten könnten:
- Verfärbungen der Blätter: Ein häufiges Anzeichen für Überdüngung ist, wenn die Blätter gelb werden. Dies geschieht oft durch einen Stickstoff-Überschuss, der die Eisenaufnahme der Pflanze beeinträchtigt. Viele Grower interpretieren das fälschlicherweise als Nährstoffmangel.
- Trockene Stellen und Flecken: Überdüngung kann auch zu trockenen Stellen, Flecken und sogar Löchern in den Blättern führen. Diese Schäden entstehen, wenn sich Nährstoffe in bestimmten Bereichen der Blätter ansammeln und die normale Nährstoffaufnahme blockieren. Die Blätter können dann braune Flecken bekommen, die wie Verbrennungen aussehen, und in schlimmeren Fällen können Löcher entstehen.
- Blattverformungen: Die Blattspitzen und Ränder können sich nach oben einrollen, und in schweren Fällen können sie sogar lila werden. Ein typisches Zeichen für Überdüngung ist die „Klauenform“, bei der sich die Blätter nach unten oder oben neigen und gekrümmt aussehen.
- Langsames Wachstum: Wenn deine Pflanzen langsamer wachsen als erwartet, kann das auch ein Hinweis auf Überdüngung sein.
- Wenig Blütenbildung: Überdüngte Pflanzen können Schwierigkeiten haben, Blüten zu bilden, was die Ernte beeinträchtigen kann.
Neben verfärbten Blätter und kalkverkrustetem Boden ist der einfachste Weg, eine Überdüngung festzustellen, mit dem pH-Wert. Liegt dieser über 8, leidet die Pflanze höchstwahrscheinlich an einer Überdüngung.
Die Ursachen einer Überdüngung
Überdüngung bei Hanfpflanzen kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, vor allem aber, wie der Name es schon andeutet, durch die übermäßige Anwendung von Dünger. Viele Grower sind oft nicht ausreichend über die richtigen Düngemethoden informiert und glauben, dass mehr Dünger gleich schnelleres Wachstum bedeutet. Zu hohe Konzentrationen von wasserlöslichen Düngemitteln können schnell zu einer schädlichen Ansammlung von Nährstoffen im Boden führen. Ein weiteres Problem ist, dass Hanfpflanzen in unterschiedlichen Wachstumsstadien verschiedene Nährstoffbedürfnisse haben. Wenn diese Bedürfnisse ignoriert werden und Dünger ohne Rücksicht auf das Wachstumsstadium angewendet wird, kann dies zu Nährstoffbrand führen. Ein häufiger Fehler bei Anfängern ist zudem, dass sie Überdüngung mit Nährstoffmangel verwechseln. Die Symptome sind tatsächlich sehr ähnlich, weshalb es wichtig ist genau hinzuschauen und den Unterschied zu erkennen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Spülen: Wenn Nährstoffe nicht ausreichend durch ungedüngtes Wasser aus dem Boden entfernt werden, können sie sich ansammeln und so zu einem Nährstoffbrand führen.
Welche Nährstoffe braucht eine Cannabispflanze?
Jeder Cannabis-Dünger enthält in der Regel drei Hauptnährstoffe, die man oft als NPK abkürzt:
- Stickstoff (N): Stickstoff ist super wichtig für das grüne Pigment Chlorophyll, das den Pflanzen hilft, Sonnenlicht in Energie umzuwandeln. Er sorgt dafür, dass deine Pflanzen gut wachsen und viele Blätter bilden.
- Phosphor (P): Phosphor hilft beim Wurzelwachstum und ist entscheidend für die Entwicklung von Blüten und Früchten.
- Kalium (K): Kalium sorgt dafür, dass das Wasser in den Zellen bleibt.
Neben den Grundnährstoffen können Düngemittel aber auch verschiedene Zusatzstoffe enthalten, die auf die speziellen Bedürfnisse deiner Pflanzen abgestimmt sind. Dazu gehören unter anderem:
- Calcium: Calcium stärkt die Zellwände und hilft, Mangelerscheinungen wie unschöne Flecken und Verformungen zu vermeiden.
- Magnesium: Auch Magnesium ist ein Bestandteil von Chlorophyll und spielt eine wichtige Rolle bei der Photosynthese.
- Vitamine: Bestimmte Vitamine können das Pflanzenwachstum unterstützen und das Immunsystem deiner Pflanzen stärken.
- Hormone: Hormone wie Auxine können das Wurzelwachstum anregen und das Wachstum von Seitentrieben fördern.
- Huminsäuren: Diese verbessern die Bodenstruktur, erhöhen die Fähigkeit des Bodens, Wasser zu halten, und machen die Nährstoffe für die Pflanzen besser verfügbar.
Die Bedeutung der Nährstoffe in den verschiedenen Phasen
Die Nährstoffbedürfnisse von Cannabispflanzen ändern sich erheblich im Verlauf ihrer Lebensphasen. Es ist daher wichtig, diese speziellen Bedürfnisse zu kennen, um gesunde Pflanzen zu züchten, eine gute Ernte zu erzielen und Überdüngung zu vermeiden.
Das Wichtigste zuerst: Beginne mit dem Düngen erst in der Wachstumsphase. In der Keimlingsphase sind die Wurzeln noch sehr empfindlich, und Dünger könnte sie schädigen. Erst wenn deine Pflanzen dann in die Wachstumsphase kommen, wird es Zeit, sie mit Nährstoffen zu versorgen. Damit sie in dieser Phase viele neue Blätter und dicke Stängel bilden, brauchen sie vor allem Stickstoff (N). So sieht eine ideale Nährstoffverteilung für diese Phase aus:
- 30 % Stickstoff (N)
- 5 % Phosphor (P)
- Kalium (K) variiert je nach Sorte und Anbaubedingungen
In der Blütephase hingegen ändern sich die Nährstoffbedürfnisse der Pflanze, da sie nun beginnt, Blüten zu entwickeln. In dieser Phase benötigt die Pflanze weniger Stickstoff und stattdessen mehr Phosphor (P) und Kalium (K), um die Blütenbildung zu unterstützen. Eine typische Nährstoffzusammensetzung für die Blütephase könnte folgendermaßen aussehen:
- 10 % Stickstoff (N)
- 13 % Phosphor (P)
- 14 % Kalium (K)
Chemischer vs. organischer Dünger
Chemische Dünger bieten den Vorteil einer präzisen Dosierung und sind einfach in der Anwendung. Sie ermöglichen es Anbauern, Nährstoffmängel schnell zu beheben und sind in der Regel kostengünstiger. Allerdings können sie die Bodenfruchtbarkeit langfristig verringern und erfordern eine regelmäßige Anwendung, was das Risiko einer Überdüngung erhöht. Im Gegensatz dazu setzen organische Dünger Nährstoffe langsamer frei, was das Risiko einer Überdüngung und damit auch die Verbrennungsgefahr verringert. Allerdings sind sie oft teurer und können mehr Schädlinge anziehen. Für welchen Dünger du dich entscheiden solltest, hängt letztlich von den spezifischen Bedürfnissen deiner Pflanzen ab.
Überdüngung beheben
Wenn du eine Überdüngung feststellst, ist schnelles Handeln wichtig. Eine der einfachsten und effektivsten Methoden zur Behandlung von Überdüngung ist das Spülen der Erde. Hierbei wird die Erde mehrmals mit pH-neutralem Wasser gegossen, um überschüssige Nährstoffe zu entfernen. Während die Pflanzen sich von einer Überdüngung erholen, ist es wichtig, auf zusätzliche Düngergaben unbedingt zu verzichten. Dies gibt den Pflanzen die notwendige Zeit, um sich zu regenerieren, bevor sie wieder Nährstoffe aufnehmen. Wenn die Blätter anfangen, sich zu verfärben und abzusterben, ist es entscheidend, sie zu entfernen. Abgestorbene Blätter können verrotten, was zu zusätzlichen Problemen führen kann, wie beispielsweise Schimmelbildung oder im schlimmsten Fall Bud-Fäule, abhängig davon, wo sich die betroffenen Blätter befinden. In einigen Fällen kann auch das Umtopfen in frische Erde hilfreich sein, um die Pflanzen von einem überdüngten Substrat zu befreien. Dieser Schritt kann jedoch stressig für die Pflanzen sein und sollte gut überlegt werden, da er keine Garantie für Erfolg bietet und als letzte Möglichkeit in Betracht gezogen werden sollte.
Überdüngung vorbeugen
Damit es gar nicht erst zu einer Überdüngung kommt, gibt es verschiedene Vorsichtsmaßnahmen, die du ergreifen kannst. Ein wichtiger Grundsatz für jeden Cannabis-Anbau ist: Es ist besser, weniger Dünger zu verwenden als zu viel. Überdüngung kann zu Nährstoffblockaden führen und das Wachstum der Cannabis-Pflanzen negativ beeinflussen. Es ist einfacher, einen Nährstoffmangel zu beheben, als eine überdüngte Pflanze wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Daher solltest du immer mit einer niedrigeren Dosis Dünger beginnen und die Menge langsam steigern, während du regelmäßig auf Anzeichen von Überdüngung achtest. Darüber hinaus spielt die Wahl des Anbaumediums eine entscheidende Rolle, da es die Grundlage für das Wurzelwachstum bildet und die Nährstoffaufnahme der Pflanzen beeinflusst. Organische Medien, die aus natürlichen Materialien bestehen, bieten eine ausgewogene Nährstoffversorgung und mindern das Risiko einer Nährstoffverbrennung. Zu diesen organischen Substraten zählen unter anderem torffreie Erde, Hummuserde, Fledermauserde, Wurmhummus und Kokosfaser.