Fliegenpilz Wirkung: Mythen und Fakten

Fliegenpilz Wirkung: Mythen und Fakten

Durch seinen außergewöhnlichen roten, weiß gepunkteten Hut fällt er in Wäldern sofort auf und ist meist in Gebieten zu finden, in denen Fichten und Birken wachsen. Die Rede ist vom Fliegenpilz, der aufgrund seiner grellen Farbe als giftig gilt. Doch stimmt das wirklich? Was würde genau passieren, wenn man einen Fliegenpilz essen würde? Alles über seine Lebensweise, Wirkung und Erscheinungsbild findest du in diesem Beitrag.

Seine Erkennungsmerkmale

Der Hut des Fliegenpilzes ist 8 bis 20 cm breit und leuchtet in scharlach- bis karmesinroter Farbe, gelegentlich auch gelblich-rot. Die unterschiedlichen Farbgebungen rühren daher, da die Fliegenpilz-Farbstoffe ein komplexes Gemisch aus Iminen der Betalaminsäure mit verschiedenen Aminen oder Aminosäuren sind. So sorgt Muscaflavin dafür, dass manche Pilze gelb sind, Musca-Aurin färbt den Pilz orangerot, Muscarubin färbt ihn rotbraun und Muscapurpurin lässt den Fliegenpilz purpur erscheinen. Mit zunehmendem Alter wölbt sich der noch kugelige Hut auf und wird schließlich flach. Der Rand des Fliegenpilzes zeigt schwache Rillen und die Lamellen sind weiß bis schwach gelblich und stehen dicht beieinander. Der 10 bis 25 cm hohe und 3 cm dicke, weiße Stiel ist anfangs gefüllt und wird mit der Zeit hohl. 

Von Juli bis November wächst der Fliegenpilz in der Nähe von Birken und in Nadelwäldern, insbesondere in Fichten-Monokulturen. Obwohl viele glauben, dass ein Fliegenpilz unverwechselbar ist, weist er in seinem jungen Stadium viele Gemeinsamkeiten mit dem essbaren Kaiserling auf. Vor allem da seine charakteristisch weißen Schuppen auf der Haut leicht abgewischt werden können und seine Farbgebung heller ausfallen kann. In der Regel kann man den Fliegenpilz jedoch an seinen weißen Lamellen und seinem weißen Stiel erkennen. Wenn du dir dennoch unsicher bist, halbiere den Pilz von oben nach unten und schau nach einer feinen gelbroten Linie unter der Huthaut. Ist diese vorhanden, hast du garantiert einen Fliegenpilz vor dir.

Bedeutung & Symbolik  

Der Fliegenpilz (Amanita muscaria) ist einer der bekanntesten Pilze weltweit und oft die erste Begegnung mit der Pilzwelt für viele Kinder. Da seine markante Erscheinung mit weißen Tupfen auf rotem Grund sich deutlich von Nadel- und Grasboden sowie den dunklen Fichtenzweigen abhebt, wird er oft als Schmuck der Wälder betrachtet. Als auffälliger Großpilz ist er sogar fest in deutschen Märchen und Mythen verankert. Ursprünglich wurde der Fliegenpilz als Giftpilz angesehen und symbolisierte somit etwas Bedrohliches und den Tod. Erst später erlangte er auch die Bedeutung als Glücksbringer, sodass er bis heute auf Grußkarten oder als Schmuck verkauft wird.

Wie hat der Fliegenpilz (Amanita Muscaria) seinen Namen erhalten?

Das Wort „Amanita“ ist mit den Wulstlingen, einer großen Pilzgattung, verbunden. Zu dieser Familie gehören auch Kaiserlinge, Knollenblätterpilze und Scheidenstreiflinge. Der Begriff „Muscaria“ stammt vom lateinischen Wort „musca“ ab, was "die Fliege" bedeutet. Die Verbindung zur Fliege rührt daher, dass der Fliegenpilz früher als Fliegenfalle verwendet wurde. Hierbei wurden Stücke des Pilzes in eine Schale gelegt und mit Zuckermilch übergossen, um die Fliegen anzulocken und zu töten. Moderne Forschungsergebnisse bezweifeln jedoch diese Theorie und vermuten stattdessen, dass der Zusammenhang mit Fliegen auf ihr Symbol im Mittelalter für Wahnsinn zurückgeht.

Der Rentiergeist

Die sibirischen Völker verehrten den sogenannten Großen Rentiergeist und Schamanen nutzten das Gift von Fliegenpilzen, um mit ihm Kontakt aufzunehmen. Die richtige Dosierung zu finden war jedoch eine Herausforderung, da eine zu hohe Konzentration des Gifts tödlich sein konnte. Die Lösung fanden sie in den Rentieren, die die Pilze verzehrten, ohne sich zu vergiften. Die indigenen Völker beobachteten, wie die normalerweise in Reihe wandernden Rentiere ihre Formation verließen, um Fliegenpilze aufzuspüren und zu fressen. Daraufhin begannen sie, den Urin der Rentiere zu trinken, da dieser eine ungefährliche Dosis des Rauschzustands bot. Die enthaltenen Gifte wurden vom Körper abgebaut und ausgeschieden, wodurch der Urin eine weniger gefährliche Möglichkeit bot, den Rauschzustand zu erreichen, als der direkte Konsum des Pilzes selbst. Andere Erzählungen berichten, dass sogar die Priester der Maya den Pilz geraucht haben, um Kontakt mit den Göttern aufzunehmen.

Der Magic Mushroom

Der Rauschzustand beim Konsum von Fliegenpilzen wird hauptsächlich durch den Wirkstoff Muscimol verursacht, der während des Trocknungsprozesses des Pilzes aus der Ibotensäure entsteht und in seiner höchsten Konzentration in der Huthaut vorkommt. Die Wirkung tritt in der Regel innerhalb von 30 Minuten bis zwei Stunden nach dem Verzehr ein und dauert etwa vier bis acht Stunden an. Die alkoholähnliche und halluzinogene Wirkung der Pilze kann jedoch stark variieren und hängt vom Fundort, der Dosis und dem Reifegrad ab. Neben Schläfrigkeit und gestörtem Zeitgefühl können weitere Effekte auftreten, wie das Sehen von farbigen Scheinbildern, eine gesteigerte Empfindlichkeit für Geräusche, Euphorie und ein Gefühl der Schwerelosigkeit. Bei höheren Mengen können jedoch unangenehme Nebenwirkungen wie Übelkeit, Schwindel, Erbrechen, Bauchschmerzen, Muskelzuckungen und Durchfall auftreten. In extremen Fällen kann es sogar zu Bewusstlosigkeit oder Koma kommen. Im Falle eines Vergiftungsverdachts sollte sofort 20-40 g medizinische Kohle eingenommen und ein Krankenhaus aufgesucht werden. Es ist äußerst wichtig, in einem solchen Zustand nicht selbst Auto zu fahren.