Hast du schon einmal von Kratom gehört? Dieses ursprünglich aus Südostasien stammende Kraut hat in den letzten Jahren einen regelrechten Hype erlebt. Doch was steckt wirklich hinter dieser Pflanze? In diesem Artikel lüften wir das Geheimnis um Kratom und erklären dir alles, was du wissen musst.
H2: Kratom: Mitragyna speciosa
Kratom ist ein tropischer Baum, der in Thailand, Malaysia, Myanmar und Indonesien
heimisch ist. Entdeckt und erstmals beschrieben wurde Kratom im Jahr 1839 vom Botaniker Pieter Willem Korthals. Bei seinen Expeditionen in die niederländischen Kolonien fiel ihm die besondere Blattform auf, die ihn an die Kopfbedeckung eines Bischofs erinnerte. So erhielt die Pflanze ihren wissenschaftlichen Namen Mitragyna speciosa.
In Südostasien kennt man sie aber auch unter den Namen Krathom (die thailändische Schreibweise), Ketum, Kakuam, Biak, Biak-Biak, Ithang, Krton, Mabog und Mambog. Dort wird Kratom bereits seit Jahrhunderten geschätzt, nicht nur als natürliches Schmerzmittel, sondern auch als Energielieferant und zur allgemeinen Verbesserung des Wohlbefindens. Diese Eigenschaften haben dazu geführt, dass der Kratombaum auch in der modernen Gesellschaft an Beliebtheit gewann.
H3: Botanische Merkmale
Das Herzstück des Baums Mitragyna speciosa sind jedoch seine Blätter, die eine Vielzahl von psychoaktiven Alkaloiden enthalten. Besonders die Verbindungen Mitragynin und 7-Hydroxymitragynin sind für die charakteristischen Effekte verantwortlich. Die Blätter sind gegenständig angeordnet und zeichnen sich durch ihre große, ovale Form und tiefgrüne Farbe aus. Sie haben einen Blattstiel von 2 bis 4 cm Länge und eine beeindruckende Blattspreite, die zwischen 8,5 und 30 cm lang werden kann. Insgesamt unterscheidet man zwischen drei Arten von Blättern:
- Red Vein (Rote Blattadern)
- White Vein (Weiße Blattadern)
- Green Vein (Grüne Blattadern)
Die Farbpalette von Kratomblättern ist das Ergebnis komplexer biochemischer Prozesse, die eng mit dem Reifestadium der Blätter verknüpft sind. Das bedeutet, dass der Erntezeitpunkt Auswirkungen sowohl auf die Farbe als auch auf die Qualität bzw. Alkaloidverhältnisse in den Blättern hat.
H3: Die Geschichte
In den südostasiatischen Kulturen waren die Farbvariationen der Kratomblätter eng mit Ritualen verknüpft, sodass jede Farbe eine eigene Bedeutung und Anwendung fand:
- Weißes Kratom (White Vein) wurde traditionell mit Energie und Ausdauer assoziiert und in Ritualen zur Förderung geistiger Klarheit eingesetzt.
- Grünes Kratom (Green Vein) galt als Symbol für Harmonie und Balance. Es wurde oft am Nachmittag konsumiert, um den Rest des Tages mit Fokus und Gelassenheit zu gestalten.
- Rotes Kratom (Red Vein) hat eine tiefe, erdige Qualität und wurde traditionell zur Entspannung und Schlafunterstützung verwendet, um den Übergang von einem arbeitsreichen Tag zu einer ruhigen Nacht zu erleichtern.
Neben dem bekannten Sud aus den Blättern wurden diese auch gekaut, geraucht, fermentiert oder zu einem Extrakt verarbeitet. Während Männer in Malaysia Kratom häufig zur Bewältigung körperlich schwerer Arbeit und zur Stimmungsaufhellung einsetzten, war der Konsum für Frauen eher auf medizinische Zwecke beschränkt, welche von der Behandlung von Fieber und Durchfall bis hin zur Linderung von Schmerzen reichten.
H2: Die Wirkstoffe
Wie bereits erwähnt, wird die Wirkung von Kratom maßgeblich durch den Reifegrad der Blätter beeinflusst, der sich in der Farbe der Blattadern widerspiegelt. Allerdings dient die Adernfarbe eher als grober Richtwert. Rote Adern werden oft mit reiferen Blättern und somit beruhigenden Effekten in Verbindung gebracht, während weiße Adern eher für jüngere Blätter und stimulierende Wirkungen stehen. Grüne Adern repräsentieren eine Zwischenstufe und somit eine ausgewogene Wirkung.
Verantwortlich für die Wirkung von Kratom ist jedoch nicht die Farbe, sondern die darin enthaltenen Alkaloide. Man unterscheidet dabei zwischen zwei Hauptwirkstoffen: Mitragynin und 7-Hydroxymitragynin. Diese Stoffe interagieren mit den Opioidrezeptoren in unserem Gehirn und lösen eine Vielzahl von Effekten aus.
Mitragynin ist das Alkaloid, das in den Blättern am reichlichsten vorhanden ist und ist deshalb das wichtigste Alkaloid in den Blättern. Besonders bekannt ist seine Fähigkeit, sowohl akute als auch chronische Schmerzen zu lindern, indem es direkt auf die Schmerzrezeptoren im Gehirn einwirkt.
Mitragynin kann neben seiner schmerzlindernden Wirkung auch eine milde euphorisierende Wirkung entfalten, die zu einer Verbesserung der Stimmung und des Wohlbefindens führen kann. Zudem besitzt Mitragynin eine beruhigende Wirkung und kann helfen, Angstzustände zu reduzieren und Stress abzubauen.
Im Gegensatz zu Mitragynin ist 7-Hydroxymitragynin nur in sehr geringen Mengen in den Blättern des Kratombaumes vorhanden. Dennoch spielt dieser Wirkstoff eine entscheidende Rolle in der charakteristischen Wirkung der Pflanze, da es schmerzlindernden Wirkung von Mitragynin verstärkt, indem es die Mu-Opioid-Rezeptoren stark aktiviert, ähnlich wie Morphin. Studien deuten sogar darauf hin, dass 7-Hydroxymitragynin bis zu 13-mal potenter als Morphin sein könnte.
In Freizeitdosen können volle Kratomextrakte, die reich an 7-Hydroxymitragynin sind, euphorisierende und sedierende Effekte hervorrufen. Aufgrund seiner starken Affinität zu Opioidrezeptoren hat sich 7-OH als vielversprechender Wirkstoff in der Schmerztherapie erwiesen. Darüber hinaus zeigt es großes Potenzial bei der Unterstützung von Opioid-Entzugstherapien, indem es die Opioid-Toleranz verringert und Entzugserscheinungen lindert.
H2: Herstellung
Obwohl der Kratombaum unter optimalen Bedingungen bis zu 30 Meter hochwachsen kann, wird er für den kommerziellen Anbau oft schon nach 9 Monaten geerntet. Um die Ernte zu erleichtern und die Qualität der Blätter zu optimieren, wird der Baum zusätzlich auf eine Höhe von etwa 3 Metern gestutzt.
Die Bäume tragen das ganze Jahr über Blätter, die eine Größe von bis zu 20 Zentimetern erreichen können. Jedes Blatt durchläuft einen eigenen Reifungsprozess. Sobald ein Blatt seine maximale Reife erreicht hat, fällt es ab. Da dieser Prozess mit dem Wachstum neuer Blätter zusammenfällt, ist es möglich, Kratom das ganze Jahr über zu ernten.
Nach der Ernte werden die Blätter sortiert, gereinigt und für die Trocknung vorbereitet.
Früher wurden die Blätter dafür 2 bis 3 Tage lang direkt in der Sonne getrocknet. Mit der Zeit hat man jedoch festgestellt, dass diese Methode wichtige Inhaltsstoffe der Blätter schädigen kann. Aus diesem Grund werden heutzutage spezielle Trocknungsräume genutzt, in denen die Blätter auf mehreren Etagen in Netzen ausgelegt werden, um eine optimale Luftzirkulation zu ermöglichen. Dadurch können die Blätter schnell und sicher trocknen, ohne das Risiko von Schimmelbildung. Dieser Prozess dauert etwa 1 bis 2 Wochen. Wenn die Blätter beim Berühren zerbröseln, sind sie bereit für die Verarbeitung.
Hierbei werden als Erstes die Blätter von kleineren Stielen und den zentralen Blattadern getrennt, da diese Teile weniger gewünschte Inhaltsstoffe enthalten und das Endprodukt gröber machen würden. Nach dieser Trennung werden die Blätter mithilfe moderner Maschinen zu feinem, gleichmäßigem Pulver gemahlen. Anschließend wird es verpackt und weiterverkauft, bis es schließlich in einem Paket vor eurer Haustür landet.
Rechtliche Lage in Europa
Die rechtliche Einstufung von Kratom unterscheidet sich von Land zu Land erheblich. In einigen Ländern wird es aufgrund seiner opiatähnlichen Wirkung mit Drogen gleichgestellt, während es in anderen als Nahrungsergänzungsmittel frei erhältlich ist. In Ländern wie Österreich, Tschechien, den Niederlanden und Deutschland ist der Gebrauch von Kratom legal, während er in Frankreich verboten ist. Außerhalb Europas sind die Regelungen oft noch komplizierter. In den USA ist Kratom auf Bundesebene legal, jedoch haben einige Bundesstaaten Verbote erlassen. In Südostasien, wo Kratom ursprünglich herkommt, ist die Pflanze in vielen Ländern, darunter Thailand und Malaysia, trotz ihrer traditionellen Verwendung illegal oder unterliegt strengen Vorschriften. Daher ist es entscheidend, sich vor dem Kauf oder der Mitnahme von Kratom in ein anderes Land über die geltenden Gesetze zu informieren.