Die Vorblüte von Cannabis ist eine spannende und oft unterschätzte Phase im Lebenszyklus der Cannabis-Pflanze. Unabhängig davon, ob du ein erfahrener Züchter oder ein Neuling bist, kann das Verständnis dieser Phase den entscheidenden Unterschied zwischen einer durchschnittlichen und einer erfolgreichen Ernte ausmachen. In diesem Beitrag möchten wir daher umfassend über die Vorblüte aufklären und dir wertvolle Einblicke geben.
Was ist die Vorblüte?
Die Cannabis-Pflanze durchläuft vier verschiedene Entwicklungsphasen: die Keimung, die Vegetationsphase, die Blüte und die Ernte. Während der Keimung bringt man den Samen in einer dunklen und feuchten Umgebung zum Keimen. Dieser Prozess dauert je nach Keim-Methode und Samen-Art drei bis zehn Tage. Sobald aus dem Samen ein Stiel mit Keimblättern sprießt, beginnt die vegetative Phase. In der vegetativen Phase konzentriert sich die Pflanze auf das Wachstum von großen Blättern, dicken Stängeln und einem robusten Wurzelsystem. Diese Phase kann mehrere Wochen bis Monate dauern, abhängig von den Anbaubedingungen und der Sorte.
Im Gegensatz dazu beginnt in der Blütephase die Pflanze, ihre Energie auf die Produktion von Blüten (auch Knospen genannt) zu richten, die die wertvollen Cannabinoide und Terpene enthalten. Diese Phase wird durch eine Veränderung des Lichtzyklus ausgelöst, typischerweise durch eine Reduzierung der Tageslichtstunden beim Outdoor-Anbau und Umstellung der Lichtstunden von 18 Stunden Licht und 6 Stunden Dunkelheit auf 12 Stunden Licht und 12 Stunden Dunkelheit beim Indoor-Anbau.
Ein weiterer wesentlicher Unterschied zwischen der vegetativen Phase und der Blüte ist die Nährstoffversorgung. Während Cannabis-Pflanzen in der Wachstumsphase hauptsächlich Stickstoff benötigen, sind sie in der Blütezeit stärker auf Phosphor, Kalium und Kalzium angewiesen, um kräftige und reichhaltige Knospen zu entwickeln. Wenn du in der Lage bist, die Vorblüte und damit den Beginn der Blütephase zu erkennen, kannst du die Nährstoffzufuhr gezielt anpassen und somit das Wachstum deiner Pflanzen optimal unterstützen.
In der Vorblüte können Züchter zudem die Geschlechter der Marihuana-Pflanzen identifizieren, da männliche Pflanzen kleine Pollensäcke und weibliche Pflanzen kleine weiße Härchen (Stigmen) an den Knoten entwickeln. Die Vorblüte ist somit auch ein wichtiger Zeitpunkt, um unerwünschte männliche Pflanzen zu entfernen und die weiblichen Pflanzen für die Blütephase vorzubereiten und so die Ernteerträge zu maximieren.
An diesen Anzeichen erkennst du die Vorblüte-Phase
Die Vorblüte lässt sich normalerweise am Geschlecht der Pflanzen erkennen. Achte besonders auf die Nodien, wo du kleine, oval geformte Kugeln in Gruppen entdecken kannst – das ist ein Hinweis auf eine männliche Pflanze. Bei weiblichen Pflanzen hingegen findest du an derselben Stelle feine, weiße Härchen. Sobald du die Geschlechter identifizieren kannst, ist es wichtig, die männlichen Pflanzen zu entfernen, um deren Pollenproduktion zu verhindern und eine Bestäubung der weiblichen Pflanzen zu vermeiden. Eine solche Bestäubung führt dazu, dass die THC- und CBD-reichen Knospen Samen entwickeln, was die Erntequalität erheblich beeinträchtigen kann. Zudem schafft das Entfernen der männlichen Pflanzen mehr Raum für die weiblichen Pflanzen, sodass diese sich besser entfalten und buschigere Buds entwickeln können.
Die Dauer der Vorblüte kann variieren und wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, darunter Lichtverhältnisse, genetische Merkmale der Pflanzen, unterschiedliche Phänotypen, Beleuchtungsarten sowie Umweltbedingungen wie Temperatur, Wasserqualität und Stress. Im Indoor-Anbau, bei dem die Pflanzen 16 Stunden täglich Licht erhalten, setzt die Vorblüte in der Regel 1 bis 2 Wochen nach der Umstellung auf einen 12-Stunden-Lichtzyklus ein. Im Freien beginnt die Vorblüte meist im Spätsommer, zwischen Juli und August. Nach etwa zwei Wochen in der Vorblütephase beginnen sich kleine Zuckerblätter, um die Stempel zu bilden. Nach drei Wochen werden die neuen Zweige und Blätter zunehmend sichtbar, während immer mehr Stempel aus den Haupt-Colas hervortreten. Zu diesem Zeitpunkt neigt sich die Vorblüte dem Ende zu und die Pflanze geht in das nächste Stadium der Blüte über: die Frühblüte. Autoflower-Cannabispflanzen hingegen haben eine sehr kurze Vorblütephase, die nur einige Tage dauert.
Inwiefern ist die Vorblüte wichtig für meinen Anbau?
Das Erkennen der Vorblütephase hilft dir dabei, optimale Bedingungen für deine Cannabispflanzen zu schaffen und sie bestmöglich auf die Blüte und die anschließende Ernte vorzubereiten. Alle vier Phasen im Lebenszyklus einer Cannabispflanze haben unterschiedliche Bedürfnisse, wobei die Unterschiede besonders ausgeprägt sind beim Übergang von der Wachstumsphase zur Blütephase.
Während die Pflanze in der Wachstumsphase vor allem Stickstoff benötigt, der für das Blattwachstum verantwortlich ist, sollte in der Blütephase der Phosphorgehalt erhöht werden, um die Blütenbildung zu fördern. Wenn du die Vorblüte rechtzeitig erkennst, kannst du die Nährstoffzufuhr gezielt anpassen und somit eine reichhaltigere Ernte erzielen.
Auch die Bewässerung erfordert in dieser Phase Anpassungen. Während der Blüte benötigen die Pflanzen weniger Wasser als in der Wachstumsphase. Wir empfehlen dir daher, deine Pflanzen erst zu gießen, wenn die oberste Erdschicht trocken ist. Zudem sollte die Luftfeuchtigkeit schrittweise gesenkt werden, um dichte Blüten zu fördern. Beginne vorerst mit einer relativen Luftfeuchtigkeit von 55 % und reduziere diese wöchentlich um 5 %, bis du in den letzten zehn Tagen vor der Ernte einen Wert von 35 bis 40 % erreichst.