Pflanzen sind wahre Meister der Selbstversorgung, doch in puncto Temperatur sind sie auf unsere Hilfe angewiesen. Anders als Tiere können sie keine eigene Wärme erzeugen und sind somit vollständig von ihrer Umgebung abhängig. Die optimale Temperatur variiert je nach Wachstumsphase und ist entscheidend für gesunde Pflanzen und maximale Erträge. In diesem Artikel erfährst du, welche Temperaturen für Cannabis in den verschiedenen Phasen ideal sind, wie du die Temperatur effektiv regulieren kannst und was du beim Indoor- und Outdoor-Anbau beachten musst.
Die Bedeutung der Temperatur für den Cannabisanbau
Cannabispflanzen benötigen, wie alle anderen Pflanzen auch, Licht, um durch Fotosynthese Energie zu produzieren. Wärme ist ein Nebenprodukt des Lichts und unterstützt diesen Prozess. Daher ist die richtige Licht- und Wärmezufuhr essenziell für ein gesundes und üppiges Wachstum. Cannabispflanzen sind allerdings viel empfindlicher gegenüber Temperaturen als andere Pflanzen.
Wenn die Temperatur zu niedrig ist, verdunstet weniger Wasser über die Blätter der Cannabis-Pflanze. Diese Verdunstung ist aber notwendig, um einen Sog zu erzeugen, der die Nährstoffe von den Wurzeln zu den Blättern transportiert. Wird dieser Prozess gehemmt, gelangen nicht genügend Nährstoffe in die Cannabisblätter und das Wachstum der Pflanze wird beeinträchtigt. Sind zu wenige Nährstoffe in der Pflanze, aber zu viele im Boden, wird dieser sauer und Blattnekrose (Bräunung und Welken der Blätter) kann eine der Folgen sein.
Sind die Temperaturen wiederum zu hoch, kann dies das Wachstum der Pflanzen enorm verlangsamen. Außerdem erhöht Hitze die Anfälligkeit der Pflanzen für Krankheiten, wie beispielsweise Mehltau, Wurzelfäule oder Nährstoffverbrennung. Wenn die Temperatur und Luftfeuchtigkeit so hoch sind, können die Pflanzen sogar schimmeln.
Die verschiedenen Wachstumsphasen des Cannabis Anbaus
Die Temperatur, die für eine Cannabispflanze optimal ist, variiert je nach Wachstumsstadium. Für die Keimung der Samen zum Beispiel ist eine warme Umgebung zwischen 22 und 25 Grad Celsius ideal, um den Keimprozess anzustoßen. Die Keimung sollte zudem am besten im Dunkeln erfolgen und bei einer hohen Luftfeuchtigkeit von 70 bis 90 Prozent. Unter diesen Bedingungen sprießen die Samen in der Regel innerhalb von 2 bis 10 Tagen.
Sobald die Pflanze aus dem Samen gekeimt ist und du sie eingepflanzt hast, befindet sie sich in der Wachstumsphase. In dieser Phase sind Temperaturen von 22-28 °C ideal, um das Wachstum anzukurbeln. Nachts sollten etwas niedrigere Temperaturen vorliegen, um natürliche Bedingungen zu simulieren und Stress zu vermeiden. Die Temperatur beim Indoor-Anbau von Cannabis wird sowohl durch Licht als auch durch Luftfeuchtigkeit beeinflusst. Um die Temperatur effektiv zu regulieren, müssen diese Faktoren angepasst werden. Wir empfehlen eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 % und einen Lichtzyklus von 18 Stunden Licht und 6 Stunden Dunkelheit.
Nachdem die Pflanze ihre Blätter und Stiele gebildet hat, beginnt die Blütephase. In dieser Phase verlagert sich der Fokus auf die Entwicklung von Blüten (Buds) und Trichomen (harzige Drüsen, die Cannabinoide enthalten). Der Beginn der Blütephase wird durch das Auftreten kleiner, haariger Knospen signalisiert, aus denen oft ein oder zwei weiße Stempel hervortreten. Im Freien wird die Blütephase durch die kürzer werdenden Tage im Herbst ausgelöst. Im Innenanbau musst du diese Phase selbst einleiten, indem du die Lichtstunden von 18 auf 12 Stunden reduzierst. Um den natürlichen Übergang in den Herbst nachzuahmen, sollte auch das Klima in deinem Growzelt oder Growbox bestmöglich angepasst werden. Tagsüber sollte es angenehm warm sein, etwa zwischen 20 und 25 Grad Celsius. Nachts darf es dann ruhig etwas kühler werden, so etwa 5 bis 10 Grad weniger als tagsüber. Im Freien wird es im Herbst auch trockener, daher solltest du die Luftfeuchtigkeit im Innenraum auf 40 bis 50 Prozent senken. Das hilft, Schimmelbildung zu vermeiden und schafft optimale Bedingungen für die Blütenentwicklung.
Sobald die Trichome milchig-weiß und teilweise bernsteinfarben sind, ist es Zeit für die Ernte. Danach müssen die Cannabisblüten getrimmt, getrocknet und ausgehärtet werden. Beim Trimmen werden die Zuckerblätter entfernt, um den Geschmack, das Aussehen und die Potenz zu erhöhen. Für den Trocknungsprozess brauchst du einen speziellen Raum, der klein und dunkel ist, damit du die Temperatur und Feuchtigkeit besser kontrollieren kannst. Bei einer Temperatur von 15-20 °C und einer Luftfeuchtigkeit von 55-65 % werden die Zweige dann mit den Blüten kopfüber auf einem Seil oder einem Wäscheständer für 3-7 Tage aufgehängt und getrocknet.
Die Aushärtung ist der letzte Schritt, der vor allem die Haltbarkeit der Buds garantiert. Dafür werden die getrockneten Blüten in luftdichte Behälter gefüllt und bei einer konstanten Temperatur von 15-20 °C gelagert. Diese Temperatur ist essenziell, um die wertvollen Cannabinoide zu erhalten und gleichzeitig Schimmelbildung zu verhindern. Um die ideale Luftfeuchtigkeit von etwa 60 % zu gewährleisten und überschüssige Feuchtigkeit abzuführen, sollten die Behälter täglich für 10-15 Minuten geöffnet werden. Der gesamte Aushärtungsprozess dauert in der Regel 2-4 Wochen, kann aber für ein noch besseres Ergebnis auch länger ausgedehnt werden.
Indoor Anbau: So steuerst du die Temperatur
Beim Indoor-Growing ist es einfach, die Temperatur zu kontrollieren, da die Pflanzen in einer geschützten Umgebung wie einem Growzelt gedeihen, die mit allem notwendigen Equipment ausgestattet ist, um die Bedingungen schnell anzupassen. Das Zelt sollte bereits mit LED-Lampen, einer Dunstabzugshaube und Ventilatoren ausgestattet sein. Zusätzlich können Klimaanlagen, Heizmatten und Abdichtungssysteme nützlich sein, um die Temperatur an sehr heißen oder äußerst kalten Tagen besser regulieren zu können.
Wie du die Temperatur erhöhen kannst
Um die Temperatur in deinem Indoor-Zelt zu erhöhen, stehen dir verschiedene Methoden zur Verfügung. Eine einfache Option ist der Wechsel zu einem leistungsstärkeren Leuchtmittel, da mehr Watt auch mehr Wärme bedeutet. Zusätzlich kannst du eine Heizmatte unter die Pflanzen legen, um die Wurzeln direkt mit Wärme zu versorgen, besonders wenn der Boden zu kalt ist. Für eine generelle Erhöhung der Raumtemperatur kannst du auch einfach deine Raumheizung hochdrehen. Und damit die Wärme im Zelt und die Kälte draußen bleibt, kannst du das Zelt zusätzlich isolieren. Dafür kannst du Abdichtungssysteme aus dem Baumarkt verwenden.
Wie du die Temperatur senken kannst
Bei Außentemperaturen von über 35 °C sind gezielte Maßnahmen zur Hitzereduktion notwendig. Dazu gehört die Reduzierung der Wärmelast durch gezieltes Ausschalten von Lichtquellen sowie das Anbringen von Ventilatoren und/oder Klimaanlagen. Da Pflanzen für ihr Wachstum auf Licht angewiesen sind, ist eine vollständige Abschaltung nicht möglich. Du kannst die Beleuchtung während der Spitzenhitzephasen des Tages ausschalten und sie in den kühleren Nachtstunden wieder einschalten. Um Hitzestau zu vermeiden, kannst du den Luftstrom erhöhen, indem du stärkere Abluftventilatoren installierst oder die Geschwindigkeit der vorhandenen erhöhst. Dadurch wird mehr warme Luft abgeführt und kühlere Luft zugeführt. Sollten diese Maßnahmen nicht ausreichen, bietet eine Klimaanlage eine effektive Lösung zur Reduzierung der Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit.
Outdoor Anbau: Methoden zur Temperaturkontrolle
Die Kontrolle von Temperatur und Wetter im Outdoor-Anbau von Cannabis gestaltet sich im Gegensatz zum Indoor-Anbau besonders in Deutschland als herausfordernd, aber nicht unmöglich. Der Sommer, der von Ende Juni bis September dauert, bietet normalerweise angenehme Temperaturen zwischen 15 °C und 30 °C. Der Herbst bringt jedoch sinkende Temperaturen, erhöhte Niederschläge und unbeständiges Wetter, was die Ernte von spät reifenden Sorten (Oktober) gefährden kann.
Marihuana-Pflanzen benötigen Nachttemperaturen von mindestens 15° C. In einigen Sommernächten können die Temperaturen jedoch auf bis zu 10° C fallen, was das Wachstum erheblich beeinträchtigen kann. Um diesem Problem entgegenzuwirken, bieten sich folgende Strategien an:
-
Wähle eine resistente Sorte: Ruderalis zum Beispiel kommt aus kälteren Regionen wie Russland und Osteuropa. Diese Sorte kann ihren ganzen Lebenszyklus, also vom Samen bis zur Ernte, in nur zehn Wochen durchziehen. So musst du dir weniger Gedanken um die Herbsttage machen. Ihre Samen sind zudem super robust, da sie sogar im gefrorenen Boden überleben können.
-
Bodentemperatur aufrechterhalten: Bedecke die Bodenoberfläche mit einer Schicht organischer Materialien wie Stroh. Dieses speichert die tagsüber von der Sonne aufgenommene Wärme und gibt sie nachts wieder ab. Dadurch wird die Bodentemperatur erhöht und die Pflanzen werden vor Kälte geschützt.
An sehr heißen Sommertagen, mit Temperaturen von über 30 Grad, ist es ratsam, die Pflanzen durch den Einsatz von Sonnensegeln oder Schattennetzen vor Hitzestress zu schützen. Diese Maßnahmen sollten während der heißesten Tagesstunden (11 bis 14 Uhr) angewendet werden, um direkte Sonneneinstrahlung zu reduzieren und die Pflanzen vor Überhitzung zu bewahren.